Ich komme unter anderem von der EOS R5. Ich hatte zeitweise die a7R III nebenbei und habe EF Objektive daran adaptiert, die an der a7R III bessere Bilder lieferten als an der R5. Mir gefiel was die a7R III bildtechnisch für das bisschen Geld konnte, auch wenn der Bildschirm nicht mein Ding war und der Autofokus eine bessere Feldabdeckung hätte haben können.
Dann kamen immer mehr tolle Objektive für den Sony FE Mount, irgendwann hatte ich zwei Systeme und ziemlich alles doppelt, nur bei Canon fehlten irgendwie immer ein paar Objektive die es so wie für Sony nicht gab.
Dann kam die a7 IV dazu, irgendwann ging die a7R III weil mir das Gesamtpaket der a7 IV mehr taugte und ich ja noch die R5 hatte.
Als die a7R V erschien, ging erst die R5 und dann die a7 IV, vor allem weil die a7R V die 8 Stufen Stabilisierung mit allen Objektiven von allen Herstellern schaffte. Canon hat zB alle EF Objektive ohnehin bis 5 Stufen begrenzt und das fand ich noch sehr großzügig angegeben von Canon.
Oder kurz: Ich bin gut rumgekommen und bin nun nur noch bei Sony, kann daher beide Systeme direkt miteinander vergleichen.
Die R6 und R6 II dürften sich nicht zu sehr von der R5 unterscheiden, abgesehen von ein paar Funktionen und dem Sensor.
Wenn man von einer R6 * zur a7 IV wechselt, wird man von der Bildqualität vermutlich etwas mehr aus der Sony bekommen.
Gerade Dynamik bekommt Sony in der Realität (nicht auf dem Papier oder im Labor) einfach besser hin.
Bei der R5 fiel mir immer wieder auf, dass die Reserven in Schatten bei Grün- und Brauntönen geringer sind, was beim Aufhellen immer recht matschig wirkte. Bei Sony waren die aufgehellten Schatten noch viel detailreicher, womit ich meine dass nicht alles nur noch Matsch war, sondern man erkannte Konturen. Die Aufhellung war klarer. (gleiche Software verwendet)
Ich hatte das damals mal nebeneinander mit den gleichen Linsen verglichen und war schon etwas erstaunt, da ja die Laborergebnisse etwas anderes gesagt hatten.
Ist eben die Frage wie wichtig einem Dynamik ist.
Der Stabi der a7 IV ist nur auf dem Papier schlechter (5,5 Stufen). Die 8 Stufen (bzw 5 bei EF Objektiven) der R5 habe ich nie erreicht, selbst nicht kombiniert IBIS + IS.
Die gleichen Belichtungszeiten habe ich auch an einer a7R III und a7 IV hinbekommen, teils ohne dass die Objektive einen eigenen Stabi hatten.
Was ich aber an der R5 besser fand war die Stabilisierung bei Videoaufnahmen, die aus der Hand ruhiger mitgeführt hatte. Sonys IBIS nagelt das Bild fest und beim Schwenken springt der Stabi. Schwenkt man besonders langsam, dann zuckelt das Bild regelrecht weil der IBIS das nicht rafft. Sieht in Videos seltsam aus.
Die a7 IV ist mit ihrer niedrigen Serienbildgeschwindigkeit auch nicht wirklich schnell und das gilt auch für die Auslesezeit des Sensors mit 1/15s auf 30MP. Sonys Sensoren (zB a7R III, a7R IV, a7R V) sind pro Pixel gerechnet bei vollen 14Bit nur halb so schnell ausgelesen etwa wie ein R5 Sensor. Der Sensor der a7 IV ist noch etwas langsamer ausgelesen (dürfen ~12% Unterschied sein).
Canon verschafft sich noch ein bisschen mehr Geschwindigkeit dadurch, dass bei Serienbildaufnahmen einfach die Bitrate reduziert wird. Halte ich für einen miesen Trick, weil man ihn auch nicht abstellen kann oder angezeigt bekommt, dass die Qualität eingeschränkt wird.
Die Hauptvorteile der a7 IV sind unterm Strich 6 MP mehr, also mehr Cropreserven und vor allem die Objektivauswahl (kleiner, leichter, günstiger, teils besser, große Auswahl).
Hauptnachteil: Vergleichsweise langsam
Den Hauptvorteil bei Canon sehe ich eher bei Geschwindigkeit und Videostabilisierung.
Hauptnachteile: Dynamikumfang und Stabi sind nur auf dem Papier auf einem hohen Niveau, evtl kann es die R6 II ja schon etwas besser als die Vorgänger, habe mich da nicht schlau gemacht. Objektive eher klobig, teuer, eingeschränkte Auswahl, kompakte innovative Objektive meist ohne Dichtungen, keine AF-Objektive von Drittherstellern mehr. Man munkelt aber dass sich das ändern soll. Canon äußerte sich vor nicht all zu langer Zeit entsprechend und sagte zumindest, man würde Herstellern nicht verbieten RF Mount Objektive mit EF Protokoll zu entwickeln.
Warum habe ich letztlich zu Sony gewechselt, obwohl ich Jahre lang nur mit Canon fotografiert hatte und die R5 schneller war?
Mir waren selbst die RF Objektive teilweise noch zu groß und schwer. Der Vorteil von spiegellosen Kameras wird einfach nicht richtig ausgenutzt, mit wenigen Ausnahmen. Zudem waren die Objektive sauteuer. Am Ende nutzte ich wegen den Vorteilen auch eher die Sony und die R5 verstaubte.
Sony hat beim Autofokus auch ordentlich nachgelegt, so dass Sony nun mit Canon gut mithalten kann. In manchem ist Sony besser, in anderem wiederum Canon. Das kann man nicht pauschal sagen.
Was dann aber den letzten Stoß versetzt hatte war, dass Canon (auch wenn Canon es heute bestreitet) Drittanbieter vom Markt verdrängt hatte, was ein Dritthersteller damals auch bestätigte. Ich hatte noch das Glück ein perfektes Samyang RF 85mm 1.4 zu ergattern, bevor es vom Markt genommen werden musste. Das war einer der Hauptgründe warum ich die R5 erst so spät verkaufte, weil die Linse echt tolle Bilder machte und mit der R5 gut harmonierte.
Ich hätte gerne ein Tamron 35-150mm 2-2.8 für die R5 gekauft und auch weitere kleine Objektive die auch wetterfest sind, dann hätte ich sie behalten.
Man bekommt die Objektive für Sony viel günstiger, die Auswahl ist gigantisch, sehr viele davon sind super klein und leicht ohne Abstriche bei Bildqualität oder Verarbeitung, haben nicht selten Dichtungen und so bekommt man am Ende für weniger Geld mehr Kamera.
Mit Sony ist mein Gepäck signifikant kleiner und leichter geworden, oder beim gleichen Gepäck sind noch 2-3 Objektive mehr drin. Canon Equipment war immer recht klobig.
Ich muss auch sagen, dass mir die Bedienung bei Sony um Ecken besser gefällt. Natürlich sollte man sich auch die Zeit nehmen, die Bedienung perfekt auf die eigenen Bedürnisse einzustellen. So viele Optionen bot die R5 nicht.
Passt zwar nicht zur a7 IV, aber auch der Bildschirm der a7R V der sich in alle Richtungen ausklappen, drehen und schwenken lässt ist schon echt super.
Ein paar nette Features wie zB die Schattenaufhellung in JPGs im Fotomodus finde ich bei Sony auch sehr nützlich. Gibt es gleich als 3 Versionen: Über das Bildprofil, über den Style und als Dynamic Range Optimization (letzteres ist nicht empfehlenswert, würde die ersteren nehmen)
Wenn du kannst, dann kauf dir doch einfach mal die a7 IV und einen Sigma MC11 - EF zu Sony FE Adapter, dann kannst du die EF Objektive schon mal mit Autofokus weiter benutzen (ist schnell, aber ungeeignet für Motive die sich von dir weg oder auf dich zu bewegen wegen einer Mikro-Auslöseverzögerung) und teste mal, ob dir Sony zusagt. Die Objektive kannst du dann nach und nach immer noch zur a7 IV dazu kaufen und die R6 II behältst du erst mal noch. Ist manchmal schön, einfach mal was anderes in der Hand zu haben.
Mit beiden Systemen musst du auch keine Abstriche machen, weil du einfach die Kamera nimmst die dem Bedarf am ehesten entspricht. Du wirst recht schnell merken, welche du am meisten benutzt.